Innerer Dialog

Anleitung zum inneren Dialog besteht darin, einen achtsamen, zugewandten und respektvollen Umgang mit sich selbst zu pflegen. Gleichzeitig entsteht dabei eine größere Offenheit der äußeren Welt gegenüber

Wie jemand mit sich redet, gibt Aufschluss über die Art und Weise der gelebten Selbstbeziehung. Die Selbstbeziehung wiederum hat entscheidenden Einfluss darauf, wie die Beziehung zur Welt gestaltet wird.

Kann ich über die Entdeckung des inneren Dialogs auch Zugang zu den vielleicht noch unentdeckten Ressourcen bekommen? Sprechen andere Personen anders zu sich selbst als ich es mache? Wie unterscheidet sich eigentlich meine innere Stimme von der Stimme der anderen Personen?

Mit sich selbst sprechen

  • Haben Sie sich selbst heute schon begrüßt und „Guten Morgen“ gesagt, als sie aufgewacht sind? Haben Sie sich später im Badezimmer angesehen und gesagt: „Guten Morgen, schön dich zu sehen“?

  • Oder haben Sie heute mit sich bereits geschimpft: „Wieso habe ich meinen Kaffee wieder ausgeschüttet? Warum kann ich nicht besser aufpassen? Wo zum Teufel habe ich mein Handy wieder verlegt?“

  • Oder haben Sie heute noch gar kein Wort zu sich gesagt? Ist es stumm in ihnen – zumindest bis jetzt?

Wer spricht mit wem?

Ich kann mich fragen, wie es mir geht. Und das setzt mindestens zwei Instanzen voraus. Das „ICH“ – was fragen kann und das „OBJEKT“- was gefragt wird und was aber auch ich bin. Ein Wechselspiel von ICH und MICH. Und dann gibt es noch viele andere Ich’s, die ich vertreten kann.

Viele Hirnforscher sind der Meinung, dass es nicht nur ein Ich gibt, sondern mehrere Ich-Zustände. Wie z.B. ein Körper-Ich, ein Verortungs-Ich, ein perspektivisches Ich, ein Ich als Erlebnissubjekt, ein Kotroll-Ich, ein autobiographisches Ich, ein selbstreflektiertes Ich, ein moralisches Ich.

Uns allen ist diese zeitweilige Zerrissenheit bekannt. Gegensätzliche Stimmen mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten. Die verschiedenen Psychotherapie-Richtungen versuchen von je her einen Zugang zum Phänomen dieser inneren Mehrstimmigkeit zu bekommen.

  • Sigmund Freud hat im Seelen-Apparat eine innere Dreiteilung unterschieden. Die Psychoanalyse geht von dem inneren ES, inneren ICH und dem inneren ÜBER-MICH aus. ES – ICH -ÜBER MICH liegen miteinander in Konkurrenz, im Streit, im Austausch. Die Stimme des ES soll gehört und soweit wie möglich entschlüsselt werden, um dem ICH mehr Spielraum zu verschaffen. Die Stimme des ÜBER-ICH‘s mit Normen, Regeln, Verboten hat dabei ebenfalls ein wichtiges Wort mitzureden.

  • Die Ego-State-Therapie nach Paul Federn und Helen & John Watkins geht ebenfalls davon aus, dass sich jeder Mensch in verschiedenen Ich-Zuständen befinden. Dieses Modell geht davon aus, dass jeder Mensch verschiedene Persönlichkeitsanteile in sich trägt. Die Ego-State-Therapie sollte Menschen mit schwerer traumatischer Erfahrung helfen, diese Ich-Anteile in eine harmonische Beziehung zueinander zu bringen.

  • In der Systemischen-Therapie nach Richard Schwartz ‚Internal Family System‘ wird die Vielschichtigkeit der inneren Anteile aus der systemischen Sichtweise heraus erklärt. Es gibt eine Vielzahl von Persönlichkeitsanteilen, die postuliert werden, wie z.B. Manager, Feuerbekämpfer, Verletzliche, Verbannte, etc. Über diese Anteile steht das ‚SELBST‘, das weiß, was zu tun oder zu sagen ist, um jeder inneren Persönlichkeit zu helfen.

  • Ein weiteres Modell ‚Inneres Team‘ stammt vom Schulz von Thun, der kommunikations-psychologische Ansätze zur Grundlage seines Konzepts machte.

  • Die Arbeit mit dem inneren Kind ist eine weitere sehr populäre Methode, die nicht nur in der psychotherapeutischen Praxis angewandt wird, sondern auch in der Ratgeberliteratur häufig thematisiert wird. Wo die Ursprünge dieser Methode liegen, ist nicht ganz geklärt. Möglicherweise hat die Transaktions-Analyse mit ihrem Kind-Ich den Anfang gemacht oder aber die Gestalttherapie mit der Entdeckung des inneren Kindes.

Auf jeden Fall bemühen sich alle diese Ansätze in den inneren Dialog zu gehen und in Kontakt zu den verschiedenen Anteilen des Selbst zu treten

Wichtig: Wie andere mit mir reden, das habe ich nur bedingt in der Hand. Wie ich mit mir spreche, hängt in erste Linie von mir ab. Eine gesunde und erfüllende Selbstbeziehung braucht das innere Gespräch.

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Quelle: Karin Steinert: (Wie) sprichst Du mit dir? Anleitung zum inneren Dialog.

Vortrag anlässlich des GLE-International Kongresses 2014 „Potentiale der Person. Ressourcenorietierung in Psychotherapie, Beratung, Coaching und Pädagogik“ in Berlin